Geschrieben von Laura Anthony übersetzt von Selma Mezger

Für viele zaubert das Wort Riff Bilder vom Schnorcheln im warmen Wasser über pulsierenden Korallen und Fischen neben einem sonnigen Strand hervor. Allerdings gibt es mehr Korallenarten, die das winterliche Wasser der Tiefsee beleuchten und Lebensräume formen, die mit den Farben und der Artenvielfalt von Flachwasserriffen konkurrieren. Kaltwasserkorallen und Schwammriffe finden sich rund um den Globus in allen Breiten und Tiefen. Alles, was unter 200 Metern liegt, gilt als “Tiefsee”, außerhalb der Reichweite des Lichts. Im Gegensatz zu ihren Flachwasser-Verwandten haben Kaltwasserkorallen keine symbiotischen Algen, die über Photosynthese Nahrung liefern, daher sind sie auf Futter angewiesen, das von der Meeresoberfläche herunterfällt.
Riffe in der Tiefe
Aus dem Norwegischen kommend („rif“), bezieht sich ein Riff historisch auf Korallen, die eine Gefahr für Schiffe darstellen. Tiefseekorallen können jedoch tausende von Metern unter Wasser massive dreidimensionale Strukturen bilden, weit entfernt von Schiffen. So debattieren Tiefseewissenschaftler noch heute darüber, wann und ob sie den Begriff verwenden sollten, um die meisten Kaltwasserkorallen- und Schwammökosysteme zu beschreiben. Kaltwasser-Steinkorallen können sich auf den abgestorbenen Skeletten früherer Korallen niederlassen und große Strukturen bilden, die typischerweise als Riffe und Hügel bezeichnet werden. Die am besten untersuchte Tiefseekoralle ist Desmophylum pertusum, früher Lophelia pertusa genannt, weil sie große Riffstrukturen in der nördlichen Hemisphäre bildet, während Solenosmilia variabilis für leuchtend orange Riffe auf der südlichen Hemisphäre sorgt. Neben Riffen, die von Hartkorallen gebildet werden, bilden Weichkorallen und Schwarze Korallen Tiefseekorallengärten und -beete. Sogar Schwämme können große Riffstrukturen in der Tiefe bilden!

Artenverbände
Die symbiotische Beziehung zwischen der Koralle Desmophylum pertusum und dem Wurm Eunice norvegica ist ebenso faszinierend wie die Symbiose zwischen Clownfisch und Anemone, wenn auch nicht so bekannt. Der Wurm stiehlt Nahrung aus den Korallenpolypen, aber zahlt die Schulden zurück, indem er Korallenfragmente zusammenbewegt, um das Riffgerüst zu stärken. Darüber hinaus nutzen kommerziell interessante Fischarten Tiefseekorallen und Schwammhabitate als Kinderstube und Futterplätze und viele andere Wirbellose lassen sich an den Gipfeln der Riffe nieder, um sich filtrierend im Meeresboden nahen, langsam fließenden Wasser zu ernähren.

Bedrohungen der Tiefseeriffe
Obwohl die Tiefsee weit außerhalb der Reichweite des Menschen zu sein scheint, wirken sich unsere Aktionen auch auf Tiefseekorallen und Schwämme aus. Der Klimawandel wärmt die tiefen Gewässer und verringert den Sauerstoffgehalt, der zum Leben notwendig ist. Die Ozeanversauerung löst Korallenskelette in der Tiefsee schneller auf als in Flachwasserkorallen. Da Kaltwasserkorallen und Schwammökosysteme kommerzielle Arten beherbergen, kann Fischereiaktivität dort die strukturbildenden Arten zerstören. Sogar Müll vom Land kann in die Tiefsee gelangen und sich in Korallen und Schwämme verheddern. Glücklicherweise ermöglicht uns die Entwicklung fortschrittlicher Technologien für die Meereserkundung ein besseres Verständnis von Tiefseekorallen und Schwammökosystemen, was helfen wird fundierte Managemententscheidungen zu treffen.
Referenzen:
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“Seafloor Ecology Spring Expedition.” n.d. Monterey Bay Aquarium Research Institute