Geschrieben von Abby Fournier übersetzt von Selma Mezger
Stellt euch eine Welt ohne Fische vor… Fische sind eine der einzigen Proteinquellen für viele Inselgemeinschaften. Sie tragen zum Erhalt gesunder Korallenriffe bei, die wiederum als Küstenschutz gegen Hurrikane, Taifune und Wirbelstürme dienen4. Darüber hinaus ermöglichen sie Einkommen für Fischergemeinschaften – für einige die einzige Einnahmequelle. Wie sieht die Welt also ohne Fisch aus? Fischbestände sind rapide zurückgegangen. Seit 1950 hat die Fischerei 90 Prozent aller Thunfische und Haie im Ozean getötet5. Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass es bis 2050 mehr Plastik als Fische im Ozean geben wird5!
Fischerei schadet dem Ozean nicht immer; Wenn jedoch jeder in der Fischerei Gemeinschaft die Bestände überfischt (mehr Fische fängt, als sie sich vermehren können), wird es zum Problem6. Glücklicherweise versuchen Forscher Wege zu finden, um den Fischpopulationen zu helfen sich zu erholen, damit Milliarden von Menschen, die auf Fisch angewiesen sind, dies auch weiterhin tun können.
Eine Möglichkeit, die Fischpopulationen aufzufüllen, ist der Schutz von BOFFFFs – Big, Old, Fat, Fecund, Female Fish, zu Deutsch: große, alte, fette, fruchtbare, weibliche Fische.
Fische werden oft in “Biomasse” gemessen. Biomasse beschreibt, wie viel Masse – oder die Menge an “Material” – in einem definierten Bereich ist. Das bedeutet, dass drei Fische, die zusammengerechnet so viel wie ein großer Fisch wiegen, die gleiche Biomasse haben. Allerdings ist nicht alle Biomasse gleich geschaffen – viele junge, kleine weibliche Fische produzieren nicht die gleiche Anzahl an Babys wie eine gleichwertige Masse von BOFFFFs3. BOFFFFs sind sind aus fünf Gründen besonders gute Reproduzenten:
1. Große, fette Fische machen „bessere“ Babyfische
Je größer ein Fisch ist, desto fruchtbarer ist er. Größere Körper ermöglichen größere Eierstöcke und qualitativ bessere Eier. Da BOFFFF-Eier größer und in besserer Kondition sind, wachsen ihre Nachkommen schneller, haben bessere Schwimmfähigkeiten, eine erhöhte Fähigkeit Raubtiere und Beute zu erkennen und höhere Überlebensraten3. Diese qualitativ besseren Eier haben größere Chancen raue Umweltbedingungen zu überleben2, als Fischeier jüngerer Fische.
2. Alte Fische kümmern sich mehr um Reproduktion…
Der Felsenbarsch Sebastes aleutianus kann bis zu 205 Jahre alt werden2! Mit zunehmendem Alter investieren deren BOFFFFs mehr und mehr Energie in das Laichen als in ihr Wachstum3. Als Laichen wird es bezeichnet, wenn Eier und Spermien zur Befruchtung ins Wasser freigesetzt werden. Wenn man versuchen möchte, eine Population wieder aufzubauen, möchte man Fische, die Fortpflanzung priorisieren – junge Weibchen setzen das Laichen in manchen Jahren einfach aus3!
3. … und sie reproduzieren zu unterschiedlichen Zeiten
BOFFFFs laichen früher in der Saison, für längere Zeiträume und oft an anderen Orten als kleinere weibliche Fische3. Da sich BOFFFFs zu unterschiedlichen Zeiten und an anderen Orten als kleinere Fische vermehren, produzieren sie Eier zu unterschiedlichen Zeiten, so dass selbst bei verschiedenen Lebensraumbedingungen zumindest einige der Eier, die von kleineren und größeren Weibchen zusammen produziert werden, überleben werden.
4. BOFFFFs sind wie Samenbanken2
Fische unterschiedlichen Alters reagieren anders auf verschiedene Umweltfaktoren, so dass Altersvielfalt die Widerstandsfähigkeit während Umweltvariationen erhöht1. BOFFFFs haben einen Speichereffekt: Sie durchleben Perioden mit schwierigen Reproduktionsbedingungen und können sich im Anschluss, wenn “günstige Bedingungen zurückkehren”3, weiter vermehren.
5. Die Vorteile sind unverhältnismäßig
Auch nach Berücksichtigung der Körpergröße produzieren BOFFFFs deutlich mehr Eier als kleinere weibliche Fische3. Auch die Qualität der Eier nimmt mit Größe und Reife überproportional zu2. Das Bild unten zeigt diesen signifikanten Anstieg der Anzahl der Nachkommen mit zunehmender Größe.
Um den Rückgang der Fischbestände zu verhindern – was die Milliarden von Menschen schützt, die von ihnen abhängig sind –, müssen wir also die BOFFFFs schützen. Der Schutz der alten Fische in einer Fischpopulation wird als Erhaltung der Altersstruktur oder Begrenzung der Alterskürzung (age truncation) bezeichnet. Ohne diesen Schutz fangen die Fischer BOFFFFs und lassen die jüngeren, kleineren Fische zurück, da größere Fische für mehr Geld verkauft werden können. Um BOFFFFs zu schützen, konzentrieren sich die Wissenschaftler in der Regel auf drei Erhaltungsmethoden: (1) Begrenzung der Nutzungsraten, (2) Implementieren von Zeitnischenlimits und (3) Einrichtung von Meeresschutzgebieten3. Die Einrichtung von Meeresschutzgebieten ist der beste Weg, um sowohl die Fischereiindustrie als auch die BOFFFF-Populationen zu schützen.
- Nutzungsraten begrenzen – Diese Schutzmethode verringert den Fischereidruck für alle Fischarten und ermöglicht es mehr Fischen ein höheres Alter zu erreichen. Allerdings wird die Fähigkeit der Fischer, ihren Lebensunterhalt zu sichern, erheblich reduziert.
- Zeitnischenlimits einführen – Bei dieser Schutzmethode lassen Fischer Fische frei, die über der Größengrenze liegen, wodurch insbesondere der fang von BOFFFFs reduziert wird und die Fischerei langfristig fortgesetzt werden kann. Die meisten BOFFFFs überleben die Freilassung jedoch nicht, aufgrund von Fangverletzungen.
- Meeresschutzgebiete einrichten – Diese Schutzmethode bezeichnet bestimmte Gebiete als Fangverbotszonen und ist der beste Weg, sowohl BOFFFFs zu schützen als auch eine nachhaltige Fischerei zu fördern. Die im Meeresschutzgebiet geschützten BOFFFFs produzieren Eier, die die Populationen außerhalb der Schutzgebiete auffüllen, was als sogenannter Saateffekt3 (seeding effect) bezeichnet wird.
Der Schutz der BOFFFFs wird auch die Fischereiindustrie schützen. Daher ist es wichtig, Meeresschutzgebiete zu unterstützen und die Regeln derer, die es schon gibt zu befolgen. Wird das Schutzgebiet respektiert, wird auch der Fisch serviert!

Referenzen:
1. Barnett, Lewis, Trevor Branch, R. Anthony Ranasinghe, Timothy Essington. “Old-Growth Fishes Become Scarce under Fishing.” Current Biology, vol. 27, 2017, pp. 2843-2848. https://www.cell.com/current-biology/pdf/S0960-9822(17)30973-9.pdf
2. Berkeley, Steven A., Mark A. Hixon, Ralph J. Larson & Milton S. Love. “Fisheries Sustainability via Protection of Age Structure and Spatial Distribution of Fish Populations.” Fisheries, vol. 29, no. 8, 2004, pp. 23-32. https://afspubs.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1577/1548-8446%282004%2929%5B23%3AFSVPOA%5D2.0.CO%3B2
3. Hixon, Mark, Darren Johnson, Susan Sogard. “BOFFFFs: on the importance of conserving old-growth age structure in fishery populations.” ICES Journal of Marine Science, vol. 71, no. 8, 2014, pp. 2171-2185. https://academic.oup.com/icesjms/article/71/8/2171/748104
4. Holmlund, Cecilia and Monica Hammer. “Ecosystem services generated by fish populations.” Ecological Economies, vol. 29, 1999, pp. 253-268. https://www3.epa.gov/region1/npdes/schillerstation/pdfs/AR-211.pdf
5. Johnson, Dr. Ayana Elizabeth. “How to use the ocean without using it up.” TED Residency. July 2016. https://www.ted.com/talks/ayana_elizabeth_johnson_how_to_use_the_ocean_without_using_it_up#t-391400
6. World Wildlife Fund. (n.d.). Overfishing. Retrieved December 4, 2020, from https://www.worldwildlife.org/threats/overfishing
7. Featured Image: Alaska Halibut Forever: https://akhalibutforever.wordpress.com/2015/04/19/boffffs/
